Durch die Pampa in den Dschungel

Byebye Chile - Wir verlassen Santiago wehmütig in Richtung Paso Uspallata. Vor dem Erklimmen der Passhöhe fragen uns die Zöllner auf chilenischer Seite doch tatsächlich, ob wir Schneeketten dabei haben. Ist das denn nötig?! Wir sind gespannt.
Zusammen mit vielen Lastwagen, die nur im Schneckentempo vorankommen, erklimmen auch wir Kurve um Kurve. Der Schnee ist nah, aber Ketten braucht es zum Glück keine. Wir erreichen das Zollgebäude und erleben zum ersten Mal einen «Drive-through-Zoll». Theoretisch muss dabei das Fahrzeug nicht verlassen werden, praktisch aber doch. So mögen wir zu bezweifeln, ob’s schneller ist. Trotzdem eine interessante Erfahrung und auch dieser übergang klappt problemlos.
Kurve um Kurve auf die Passhöhe Drive-through Zoll

Der Höchste - Wenig später versuchen wir einen Blick auf den Cerro Aconcagua - mit 6962 Meter der höchste Berg Südamerikas und des amerikanischen Doppelkontinents zu werfen. Doch der Bergriese versteckt sich hinter den Wolken und zeigt sich leider nicht. Nach wenigen Kilometern schauen wir uns die nächste Sehenswürdigkeit an - die Puente del Inca.
Der Name täuscht, die Brücke wurde nicht von den Inkas erbaut, sondern ist viel mehr eine natürliche Brücke, entstanden durch Erosion. Da sich gleich nebenan eine schwefelhaltige Quelle befindet, schimmert sie in allen Farben. Brrr, der Wind pfeifft uns eiskalt um die Ohren. Weiter geht’s.
der Höchste versteckt sich in den Wolken Schnee!! eindrückliche Landschaft... ... und ein eisiger Wind dazu die Puente del Inca ... einsame Fahrt durch grandiose Landschaft allein, allein... Zora und die Felsen

Wein in Sicht - Dem Rio Mendoza entlang, vorbei am Embalse Potrerillos, wo das Ufer unter Wasser steht, fahren wir Richtung Mendoza. Die schneebedeckten Anden begleiten uns und sehen zauberhaft aus. Die Fahrt ist eine einsame und wir sind mehrheitlich ganz alleine auf der Strasse.
In Mendoza suchen wir lange nach einem geeigneten Schlafplatz. Alle Campingplätze haben schon Saisonende und so nehmen wir wieder einmal Vorlieb mit einer Tankstelle etwas ausserhalb der Stadt.
Mendoza ist ein weltbekannter Wein-Orte und es werden ein paar der besten Tropfen hergestellt. Wir besuchen eines der ältesten Weingüter, gegründet von italienischen Einwanderern. Die Führung durch die alten Keller ist interessant, doch die kredenzten Malbec, munden uns nicht so. Wir werden das Gefühl, dass minderwertige Weine offeriert werden, nicht ganz los…
malerisch zwar, aber kein geeigneter Schlafplatz für uns der Schnee ist nah Allee in Mendoza Weinverkostung in Mendoza die Weine munden uns nicht so, leider im Keller der Herbst ist nah

Natur und Stille - Nach den vielen Kilometern der letzten Tagen sehnen wir uns nach Natur. Wir steuern den Parque Nacional Sierra de la Quijadas an.
Im Park unternehmen wir ein paar Wanderungen durch die eindrücklichen Felsformationen, können die scheuen Maras beobachten, die wie eine Mischung aus Hasen und Kängurus aussehen und geniessen es, in der stillen Natur zu sein.
im Parque Nacional Sierra de la Quijadas eine rote Felslandschaft erwartet uns Traumblick und warme Temperaturen wir geniessen ein paar Spaziergänge ... und sichten Maras! wie Känguruhs, oder? wir beobachten sie minutenlang Marronischmaus die Nacht ist hier totenstill Empenadas mit Dulce de Leche;))

Nordwärts - Wir machen viele Kilometer gut und fahren immer Richtung Norden. Die Dimensionen Argentiniens werden ein wenig spürbar - das Land ist einfach riesig. Derweilen beginnt sich das Landschaftsbild zu verändern. Die Gegend ist flach, links und rechts nur Ebenen, so weit das Auge reicht, die Strasse pfeilgerade. Viele Abschnitte stehen unter Wasser, schuld ist der heftige Regen der letzten Wochen. Ab und zu stehen Kühe, Pferde oder Störche im Wasser. Wir passieren kleine Dörfchen, in denen die Zeit still zu stehen scheint und die verlassen wirken.

Glück im Unglück - Auf einer dieser geraden Strassen sehen wir unseren bisher schlimmsten Autounfall. Urplötzlich fliegt das Auto, das uns eben überholt hat, durch die Luft! Es dreht sich 3,4 Mal in der Luft und landet neben der Strasse auf dem Dach. Das alles geht so schnell, dass das Gefühl ein sehr surreales ist. Wir halten an, wollen gerade aussteigen, zögern aber doch kurz. Was für ein Anblick würde uns erwarten?
Da sehen wir, dass der Fahrer des Autos vor uns, bereits zum Unglückswagen eilt. Kurz darauf klettert die Unglücksfahrerin aus dem zerstörten Fahrzeug. Sie scheint mehr als einen Schutzengel gehabt zu haben…
Den Hergang können wir auch bald herleiten - die Frau wollte einem Hund ausweichen, kam von der Strasse ab und geriet auf den weichen Untergrund neben der Strasse. All das in zu hohem Tempo. Und den armen Hund hat sie leider trotzdem erwischt.
Nach diesem Erlebnis fahren wir nicht mehr so weit und entscheiden uns für die nächste Tankstelle als übernachtungsplatz, mal wieder. Aber in dieser Gegend gäbe es auch nicht viel anderes.
weite geht es über einen Pass mit Fernsicht langweilig wirds nicht... Kaffeepause am Wegesrand wir fahren durch die Pampa namenloses Kaff unterwegs die glanzvollen Zeiten sind vorbei immer gerade aus, 1000-ende Kilometer weit Schlafplatz für die Nacht Entdeckung unterwegs

Eine neue Seite - Wir erreichen die Provinz Misiones. Alles ist ganz anders und wir glauben kaum noch immer in Argentinien zu sein. Es ist warm, fast schon ein bisschen tropisch teilweise. Endlich!
Die kleinen Städtchen, die üppig grüne Natur und rote Lehmstrassen dazwischen erinnern uns stark an Mittelamerika. Als wir am Strassenrand ein Visitor Center sehen, stoppen wir und lassen uns beraten. Das Bereisen dieser Gegend Argentiniens stand nie auf unserem Plan und entsprechend wenig wissen wir über die Region. Doch nach dem Geplaudere mit den netten Damen, halten wir ein paar Karten in der Hand und haben eine ungefähre Idee für die nächsten Tage.

Privatführung - Misiones liegt ganz im Nordosten von Argentiniens - Paraguay und Brasilien grenzen an die Provinz.
Der Name lässt es erahnen, in dieser Region liegen Missionen. Gegründet wurden diese von den Jesuiten. Sie werden Jesuitenreduktionen genannt. Von insgesamt 15 Reduktionen in Argentinien liegen 11 in der Provinz Misiones. Vier der Reduktionen gehören zum Unesco-Weltkulturerbe.
Wir schauen uns drei der Stätte an und tauchen in die unschöne Geschichte ein. Eine Geschichte, in der im Namen der Religion, vieles verändert wurde. Bald stellen wir fest, dass sich die einzelnen Reduktionen stark ähneln und teilweise nicht mehr allzu viel zuerkennen ist, von der einstigen Pracht. Dass rund um die Reduktionen viele Guarani-Frauen mit ihren Kindern betteln, stimmt uns nachdenklich.
Schöner ist da die Begegnung mit Marcelo. Seine Leidenschaft für seine Arbeit als Aufpasser einer der Reduktionen ist unglaublich gross und er erzählt uns bei einer privaten Führung und anschliessendem Maté-Schlürfen, alles, was er weiss. Wir werden eingeladen, auf dem Parkplatz der Reduktion zu übernachten, was wir gerne annehmen.
die Mauern der Jesuiten Mission St. Ana viel steht nicht mehr... die Natur erobert sich ihr Gebiet zurück Mission St. Ana Moose überwachsen die Mauern der Dschungel schlägt zurück Überreste der Mission Schmetterling Mate-Schlürfen mit Marcelo Marcelo wacht über die alten Mauern von Loreto ruhiger Schlafplatz in Loreto in der Mission St. Ignacio Durchblick in San Ignacio Mini lässt sich die einstige Pracht am besten erahnen prunkvoll saftiges Grün dazwischen Mission St. Ignacio Mini kaum zu glauben, dass Argentinien auch so aussieht

Maté-Exkursion - Im letzten Bericht Argentiniens soll noch die Maté-Liebe vieler Südamerikaner, insbesondere der Argentinier, erwähnt werden.Es ist eine so grosse Liebe, dass schon fast von einer Obsession gesprochen werden kann…
Als Maté wird das Trinkgefäss, das traditionell aus einer ausgehöhlten Kalabasse gefertigt wird, bezeichnet. In dieses Gefäss werden die kleingeschnittenen, trockenen Blätter des Mate-Strauches (yerba genannt) gegeben. Danach wird heisses Wasser eingefüllt und das Gefäss wird in einer geselligen Runde herumgereicht - jeder trinkt die kleine Portion im Gefäss ganz aus und gibt es zurück an den «Teemeister», der wieder auffüllt. So geht das Runde um Runde. Hat man genug sagt man «gracias», zuvor nicht. Ab diesem Zeitpunkt wird man übergangen. Die ganze Zeremonie kann lange dauern und wird zum Plaudern genutzt. Wird man zum Maté-Trinken eingeladen, kann man sich freuen und es ist eine Art «Sympathie-Bekennung».
Getrunken wird aus einer Art Röhrchen aus Metall bombilla genannt.
Das Aufgussgetränk ist eigentlich das Getränk der Gauchos - aber nicht nur. So ziemlich jeder in Argentinien (und Chile, Paraguay und Brasilien) liebt das Getränk. Bereits Kinder trinken es und das, obwohl der bittere Geschmack anfangs eher gewöhnungsbedürftig ist.. An jeder Tankstelle, an Strassenbuden, in Cafés und Restaurant kann die Thermosflasche mit heissem Wasser aufgefüllt werden. Die Thermosflaschen sind immer und überall dabei - es wird jede, wirklich jede Gelegenheit genutzt um eine Pause zu machen und Maté zu trinken.
Anfangs sind wir vom Getränk nicht sonderlich begeistert. Aber, wir probieren immer wieder und erkennen, je mehr wir davon trinken, umso lieber mögen wir den Geschmack.

Extraschlaufe - Von Misiones wäre es ganz nah, zu den Iguazu-Wasserfällen, einem der Highlights Südamerikas. Doch das sparen wir uns noch ein bisschen auf. Auf der anderen Seite des Rio Paranà liegt nämlich ein Land, von dem wir so gut wie gar nichts wissen: Paraguay.
Das landestypische Chipa (Brot mit Käse) schmeckt uns schon einmal. Was es in Paraguay sonst noch zu entdecken gibt und wie es da ist so ist - im nächsten Bericht.

rene mehmann

2017-01-20 16:38:30

Aloha Wunderbarer Bericht mit sehr eindrucksvollen Fotos. Besonders spannend finde ich das Mate-Prozedere. Das scheint wohl zu zahlreichen gemütlichen Runden zu führen. Auch die riesigen Dimensionen kann mich ich mir als Schweizer einfach noch nicht vorstellen.
Danke für den spannenden Artikel. Herzliche Grüsse und besten Dank Rene Mehmann/Papi


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